Unsere Mühle im Detail
Auf der höchsten Erhebung der Ortschaft Wendhausen, dem Dettmersberg, steht die fünfflügelige Windmühle. Sie ist die einzige betriebsfähige “Fünfflügelige” in Deutschland und Wendhausens weithin sichtbares Wahrzeichen.
Erbaut wurde die Windmühle im Jahre 1837 von den Brüdern Eduard und Carl Vieweg aus Braunschweig. Die Familie Vieweg hatte das Schloss und das Gut Wendhausen gepachtet und wollte an der Schunterbrücke im Dorf eine Papierfabrik errichten, um für den eigenen Verlag auch das Papier herzustellen.
An der Schunter stand bereits eine Wassermühle, die es dort, laut Urkunde, bereits 1491 gab. Diese Wassermühle hatte drei Mahlgänge. Die Brüder Vieweg bekamen von der herzoglichen Kammer Braunschweig die Erlaubnis, eine Papierfabrik zu errichten nur mit der Auflage, in der Wendhäuser Flur innerhalb eines Jahres eine Windmühle mit der gleichen “Mahlleistung” zu bauen, die mit ihren drei Mahlgängen zu den größeren ihrer Art gehöre.
Man suchte also den höchsten Punkt der “Wendhäuser Flur”, bei dem man auch sicher war, dass das “Windrecht” des Müllers nicht angetastet werden konnte.
Dazu kamen noch fünf Flügel, die die Kraft des Windes besser umsetzten. Das sollte wohl eine entsprechende Leistung bringen! Man entschied sich außerdem für eine Holländer Windmühle, die wegen ihrer Stockwerke und ihres größeren Raumes mehr Mahl- und Schrotgänge aufnehmen konnte als eine Bockwindmühle.
Während bei einer Bockwindmühle das Mühlenhaus auf einem “Bock” steht und mit dem Steert in den Wind gedreht werden muss, zu sehen auf der Lünischhöhe im Naturschutzgebiet Braunschweig-Riddagshausen, dreht sich bei einer Holländer Windmühle nur die “Haube“ (der Kopf).
Dieses Drehen geschieht selbständig durch eine “Windrose”, die den Flügeln entgegengesetzt an der Haube angebracht ist und deren Windrad sich, wenn der Wind die Richtung ändert, so lange bewegt und die Haube mitdreht, bis die Flügel wieder in den Wind zeigen. Die Windrose treibt ein Zahnradgetriebe und dreht dadurch den Mühlenkopf.
Nach dem Niedergang der Viewegschen Papierfabrik waren folgende Personen als Müller Eigentümer:
- 1. Christoph Burchhard
- 2. August Helmke
- 3. August Helmkes Witwe
- 4. Andreas Brake
Ab 1892 war der Müller Wilhelm Deike Besitzer der Mühle. 1930 übernahm sein Sohn gleichen Namens die Mühle, die 1953 endgültig stillgelegt wurde.
Während des ersten Weltkrieges war die Mühle nicht mehr in Betrieb. Die Flügel wurden nach einem Sturm abgenommen. 1927 trieb ein Elektromotor nur noch ein Schrotwerk an. 1936 wurde Wendhausen zum “NS-Musterdorf“ erklärt. Für die Feierlichkeiten wurden die Flügel wieder angebracht, allerdings nur als Dekoration. Man mahlte weiter mit dem Elektromotor.
1951 brach im Büro im Keller der Mühle ein Brand aus, der aber keinen größeren Schaden anrichtete. Nachdem der letzte Müller Deike gestorben war, übernahmen seine Nachkommen Mühle und Grundstück. Die Mühle wurde mehrere Male renoviert: Anfang der sechziger Jahre mit Mitteln des Volkswagenwerkes und 1972 durch die Gemeinde Wendhausen und den Landkreis Braunschweig.